6. Februar 2023

FC Bayern beendet Krise – oder nicht?

Von Admins

Dreimal in Folge in der Bundesliga nur Unentschieden gespielt. Unruhe wegen eines Kurztrips zur Fashion Week nach Paris von Serge Gnabry – öffentliche Kritik von der Vereinsführung inklusive. Dann die keineswegs geräuschlose Trennung von Torwarttrainer Toni Tapalovic und zum krönenden Abschluss eine verbale Breitseite per Zeitungsinterview durch Torwart und Kapitän Manuel Neuer. Der FC Bayern München hat schon ruhigere Zeiten erlebt als diese ersten Tage des Jahres 2023.

„Ich finde es immer gut, wenn sich um den FC Bayern was rührt“, sagte Thomas Müller nun nach dem 4:2-Sieg der Münchener beim VfL Wolfsburg im Interview mit DAZN. „Aber wenn wir dann auf ganz seriös und ehrlich umschalten, wollen wir natürlich über die sportlichen Dinge die Medien dominieren.“

 

Viel Kritik an Neuer-Aussagen

Müller spielte damit auf die Unruhe an, die in den Tagen vor dem Spiel durch den verletzten Neuer entstanden war. Zum Auftakt des Wochenendes hatte der sich mit harten Aussagen in Richtung der Bayern-Bosse zu Wort gemeldet. In Interviews mit der „Süddeutschen Zeitung“ und „The Athletic“ hatte er die Trennung von seinem Torwarttrainer und engen Vertrauten Toni Tapalovic als „das Krasseste“ beschrieben, was er in seiner Karriere erlebt habe. „Für mich war das ein Schlag, als ich bereits am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen“, sagte Neuer, der wegen eines Beinbruchs noch einige Zeit fehlen wird.

Toni Tapalovic und Manuel Neuer gehen nach hintereinander über den Platz Toni Tapalovic (l.) war seit 2011 Torwarttrainer beim FC Bayern und trainierte seitdem auch Manuel Neuer (r.)

Die Reaktion der Vereinsführung kam prompt und ließ vermuten, dass es durchaus noch Konsequenzen für Neuer geben könnte. Bayern-Chef Oliver Kahn meinte, Neuers Verhalten werde, „weder ihm als Kapitän noch den Werten des FC Bayern gerecht“ und kündigte „deutliche Gespräche“ mit dem Torwart an. „Er hat seine persönlichen Interessen hier über die Interessen des Klubs gestellt“, lautete das Urteil von Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Und auch Trainer Julian Nagelsmann meinte, er „hätte das Interview nicht gegeben“.

Auch von außen gab es viel Kritik an Neuer: Die früheren Bayern-Profis und heutigen TV-Experten Lothar Matthäus, Dietmar Hamann und Stefan Effenberg äußerten sich zum Fall. „Einige dieser Zitate sind für mich schlichtweg peinlich“, sagte Hamann. „Er spricht sich von allem frei und geht auf alle anderen los. Das ist nicht der FC Bayern“, kommentierte Deutschlands Rekord-Nationalspieler Matthäus bei Sky. Die Münchener Bosse würden sich das „nicht bieten lassen – auch wenn es Manuel Neuer ist“, prophezeite er. Effenberg nannte Neuers Zukunft im Verein sogar „sehr, sehr schwierig“.

 

FC Bayern vor entscheidenden Wochen

Wenigstens auf dem Platz in Wolfsburg gaben Neuers Mitspieler schnell eine Antwort – auf die Unruhe um ihren Stammtorhüter und auf die „Ergebnis-Krise“, die dadurch entstanden war, dass es in den vergangenen drei Bundesliga-Spielen jeweils nur ein 1:1 gegeben hatte. Diesmal stand es nach nur 19 Minuten bereits 3:0, und es sah nach einem ruhigen Abend aus. Allerdings holte der FC Bayern den Gegner durch eigene Schuld wieder zurück ins Spiel. „Der Spielverlauf war so, dass es zu Arbeit wurde“, gab Müller zu, der miterlebte, wie nach seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 3:0 zunächst die Wolfsburger trafen und dann Joshua Kimmich die zweite gelbe Karte sah und vom Platz musste. „Die Gelb-Rote Karte hat uns nicht gerade Auftrieb gegeben“, sagte Müller, meinte aber auch: „Wir haben es weggearbeitet. Wir hatten diese Gier, gewinnen zu wollen. Wir mussten gewinnen.“

Spielszene Thomas Müller aus dem Spiel des FC Bayern beim VfL Wolfsburg Thomas Müller: In Wolfsburg auf dem Platz einer der Besten – und hinterher am Mikrofon einer der Gesprächigsten

Mehr zum Fall Neuer wollte der sonst so auskunftsfreudige Müller nicht sagen. Auch Joshua Kimmich fand es wichtiger, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Immerhin steht der Verein vor entscheidenden Wochen. Nach dem kommenden Bundesliga-Spiel gegen den VfL Bochum am nächsten Wochenende, steht in der Champions League das Hinspiel gegen Paris St. Germain an. Bis dahin soll es wieder ruhiger werden, wenn es nach Kimmich geht. „Wenn wir Spiele gewinnen, wird die Unruhe drumherum deutlich geringer“, meinte er.

Nagelsmann: „Ich zünde nichts an“

Mit dem 4:2-Sieg gegen Wolfsburg ist zumindest der erste Schritt gemacht. Die Bayern haben in Unterzahl gewonnen, dadurch die Tabellenführung zurückerobert und bei ihren vier Treffern gegen die „Wölfe“ durch einen Volleyschuss von Kingsley Coman und ein schönes Solo Jamal Musialas mindestens zwei Traumtore erzielt.

Auch Julian Nagelsmann sprach bei DAZN von einem „wichtigen Sieg“. Aber sorgt das gewonnene Auswärtsspiel wirklich dafür, dass es bei den Bayern jetzt wieder ruhiger wird? „Also, ich zünde nichts an“, meinte Nagelsmann und lächelte vielsagend. „Von daher hoffe ich, dass es so ist.“