Ukraine aktuell: Nur 60 Tage Verlängerung für Getreideabkommen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will die Arbeit der Landwirte im zweiten Kriegsjahr unterstützen. „Dies ist bereits die zweite Aussaat zu Kriegszeiten“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. „Im vergangenen Jahr war es dank des heldenhaften Einsatzes unserer Landwirte und aller Beschäftigten im Agrarsektor möglich, die Agrarproduktion und die weltweite Rolle der Ukraine als Garant für Ernährungssicherheit zu erhalten.“
Neben den Schwierigkeiten beim Export macht der Krieg aus Selenskyjs Sicht auch die Arbeit der Landwirte selbst gefährlicher: „Bis heute sind mehr als 170.000 Quadratkilometer unseres Territoriums durch feindliche Minen und nicht explodierte Kampfmittel gefährdet“, sagte Selenskyj. „Ein großer Teil dieses Gebiets ist das Land unserer Bauern.“ Die Regierung seines Landes habe über mögliche Maßnahmen zur Minenräumung beraten. Deutschland unterstützt die Ukraine dabei finanziell sowie mit Minenräumpanzern.
Russland will Getreidabkommen nur um 60 Tage verlängern
Russland hat einer Verlängerung der Vereinbarung über den Export ukrainischer Agrarprodukte über drei Schwarzmeerhäfen zugestimmt. Allerdings bemisst sich der Zeitraum dafür nur auf 60 Tage, wie aus einer Mitteilung des stellvertretenden Außenministers Sergej Werschinin hervorgeht. Das ursprüngliche Abkommen von Juli 2022 hatte für 120 Tage gegolten und war einmalig um weitere 120 Tage verlängert worden. Bislang sind darüber gut 23 Millionen Tonnen Getreide auf den Weltmarkt gelangt und haben in vielen armen Ländern den Hunger gelindert.
In der aktuellen Verhandlungsrunde in Genf hatte Russland auf Erleichterungen für seine Exporte vor allem von Düngemitteln gerungen. Die UN hatten im ursprünglichen Abkommen versprochen, sich für solche Erleichterungen einzusetzen. Die Exporte laufen jedoch westlichen Sanktionen zuwider. Werschinin erklärte nun, eine abermalige Verlängerung sei von Fortschritten bei diesen Exportgeschäften abhängig. Es müssten unter anderem Bankzahlungen, Transportlogistik und Versicherungen erleichtert werden. Moskau besteht auch auf der Wiedereröffnung einer russischen Ammoniak-Pipeline, die durch die Ukraine führt. Sie wurde unmittelbar nach Beginn der Invasion vor einem Jahr außer Betrieb genommen.
Selenskyj: Im Osten entscheidet sich die Zukunft
Die Schlachten im Osten des Landes sind aus Sicht des ukrainischen Präsidenten Selenskyj entscheidend für dessen Zukunft. „In Bilohoriwka und Marjinka, Awdijwka und Bachmut, Wuhledar und Kamjanka – und an anderen Plätzen entscheidet sich die Zukunft, die wir haben werden“, sagte Selenskyj in seiner nächtlichen Video-Ansprache. „Wir müssen die militärische Kraft des Feindes brechen. Und wir werden sie brechen.“
TotalEnergies treibt Rückzug aus Russland voran
Der französische Energiekonzern TotalEnergies hat einen weiteren Schritt bei seinem Rückzug aus dem Russland-Geschäft verkündet. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP gab das Unternehmen den Verkauf seiner Anteile an einer großen Motorölfabrik in der Region Kaluga südwestlich von Moskau bekannt. In den kommenden Monat soll die Fabrik unter einer anderen Marke und ohne Produkte oder Technologien von TotalEnergies produzieren, schrieb die Agentur unter Berufung auf mit dem Verkauf vertraute Kreise.
TotalEnergies will die Fabrik in der Region Kaluga verkaufen
Das russische Management von TotalEnergies Marketing habe ein Unternehmen gegründet, an das nun unter anderem die Fabrik verkauft werden solle, hieß es. Der Verkaufswert wurde nicht bekannt. Die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete zuvor, ein neuer Eigentümer sei bereits am 2. März eingetragen worden.
TotalEnergies ist nach wie vor an der Flüssiggas-Anlage Jamal im hohen Norden Russlands beteiligt – diese Beteiligung steht laut AFP auch weiter nicht infrage. Jamal ist bislang auch nicht von EU-Sanktionen gegen Russland betroffen.