Auch Signas Immobilien-Sparte nun ein Sanierungsfall
Der Niedergang des Imperiums von Signa-Gründer René Benko erfasst nun auch die zentralen Bausteine der Immobilien-Sparte. Die Signa Prime Selection AG habe ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt, teilte eine Sprecherin des Handelsgerichts Wien mit. Diesem Schritt werde die Signa Development Selection AG am Freitag folgen, hieß es ergänzend vom Unternehmen. „Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens.“
300 Gläubiger fordern 4,5 Milliarden Euro
Nach Angaben des Schutzverbandes Creditreform liegen die Forderungen der rund 300 Gläubiger der Signa Prime bei rund 4,5 Milliarden Euro. Dem stehe ein verwertbares Vermögen von etwa 1,3 Milliarden Euro gegenüber. Signa Prime und Signa Development haben zusammen 105 oft große Immobilien oder Entwicklungsprojekte in ihrem Portfolio.
Was die angekündigte Insolvenzanmeldung für die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) bedeutet, ist noch unklar. Das Unternehmen wollte einen Medienbericht nicht kommentieren, wonach sich GKK bereits auf eine dritte Insolvenz vorbereite. Dies hatte zuvor das Nachrichtenportal „Business Insider“ unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet. Demnach wird untersucht, ob die Kette überhaupt noch genug Mittel und Wirtschaftskraft für eine Insolvenz habe.
„Vom Sonnenschein-Unternehmen zum Sanierungsfall“
Nach dem Insolvenzantrag der Signa-Holding und anderer Gesellschaften des höchst verschachtelten Konzerns markiert die jüngste Maßnahme den bisher fundamentalsten Einschnitt. „Es ist der Weg von Sonnenschein-Unternehmen zum Sanierungsfall“, bemerkte ein Insider. Signa war – beflügelt durch die lange Nullzinsphase – über viele Jahre enorm gewachsen. Der in Innsbruck geborene Benko hatte mit dem Kauf von Karstadt vor rund zehn Jahren auch den risikoreichen Einstieg in den stationären Handel gewagt.
„Trotz erheblicher Bemühungen in den vergangenen Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden“, heißt es nun in der Signa-Pressemitteilung. Es gelte, langfristige Lösungen zu finden, sagte Erhard Grossnigg, Sprecher des Vorstandes der Signa Prime Selection AG. Die Qualität des Prime Portfolios sei hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen lägen, sei sehr gut.
KaDeWe und Elbtower im Fokus
Zur Signa Prime gehören Geschäftsimmobilien in Toplagen, darunter der Elbtower in Hamburg, das KaDeWe in Berlin und Kaufhausimmobilien der Kette Galeria Karstadt Kaufhof. Signa Prime baut und vermietet Immobilien. Für das Einzelhandelsgeschäft der Kaufhäuser sind andere Gesellschaften zuständig. Auch hier wird nach Angaben von informierten Kreisen versucht, mit Verhandlungen über angemessene Mietpreise den Geschäftsbetrieb fortzusetzen.
Der Weiterbau des Elbtowers in Hamburg, das aktuell wohl spektakulärste Projekt von Signa, ist nach Einschätzung informierter Kreise auf gutem Weg. Es werde mit einem Investor verhandelt, hieß es. Auch aus Sicht des Stadtstaates Hamburg hat der Insolvenzantrag zunächst keine akuten Folgen für das Projekt. Die Entwicklung werde jedoch genau beobachtet, betonte ein Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde. Der Elbtower soll 245 Meter hoch werden und als dritthöchstes Gebäude in Deutschland unter anderem Büros, Geschäfte, Galerien, Restaurants beherbergen. Die Fertigstellung ist bislang für 2025 geplant, an Gesamtkosten werden rund 950 Millionen Euro veranschlagt.
Bereits in der vergangenen Woche hatte Signa Development mit Hinweis auf die Liquiditätssituation einen Insolvenzantrag in Aussicht gestellt. Das Vorjahr beendete Signa Development mit einem Verlust von rund 316 Millionen Euro und Vorstandsprämien im Umfang von insgesamt 9 Millionen Euro. Nach starkem Wachstum in der Niedrigzins-Phase kämpft das von Benko geschaffene Firmennetzwerk so wie die gesamte Immobilienbranche mit höheren Baukosten, Energiepreisen und Zinsen. Außerdem steht der stationäre Einzelhandel unter wirtschaftlichem Druck.
Schon zwei Schutzschirm-Verfahren bei Galeria
Bereits im Oktober hatte die Online-Sportartikelsparte Insolvenz angemeldet. Danach gaben die Signa Holding sowie eine Reihe kleinerer Teil-Gesellschaften ihre Zahlungsunfähigkeit bekannt. Die Signa Retail Selection AG mit Sitz in der Schweiz hat angekündigt, die Gesellschaft geordnet abzuwickeln. Signa Retail ist auch die Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof zugeordnet, die damit zum Verkauf stehen dürfte.
Galeria betreibt aktuell noch 92 Warenhäuser und beschäftigt rund 15.500 Menschen. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende 2022 zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirm-Verfahren suchen müssen. Signa hatte für die Sanierung 200 Millionen Euro zugesagt. Die ersten 50 Millionen sollen im Februar fließen.