Christian Eriksen: starke EM-Auftritte mit Herz-Implantat
Zwei kleine Trophäen wird Christian Eriksen auf jeden Fall von der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland zurück nach Dänemark mitnehmen. Nach dem 0:0 gegen Serbien, das seinem Team den Einzug ins Achtelfinale bescherte, kürte der europäische Fußballverband UEFA den 32 Jahre alten Mittelfeldspieler erneut zum „Man of the Match“ – wie schon beim Auftaktspiel, als er beim 1:1 gegen Slowenien den dänischen Führungstreffer erzielt hatte.
„Das ist zweitrangig“, sagte Eriksen zu den beiden Ehrungen. „Ich freue mich aufs Achtelfinale.“ An diesem Samstag (29. Juni, Anstoß 21 Uhr MESZ) trifft Dänemark in Dortmund in der Runde der letzten 16 Mannschaften auf Gastgeber Deutschland.
Eriksen: „Ich war schon im Himmel“
Wenn Eriksen auf das angesprochen wird, was ihm vor drei Jahren bei der letzten Europameisterschaft widerfuhr, wird er eher einsilbig. „Ich habe in der Zwischenzeit viele Spiele gespielt“, sagte der Däne nach dem EM-Auftakt in Deutschland. „Mental war ich gut vorbereitet.“ Am 12. Juni 2021 hatte Eriksen für den Schreckmoment des gesamten Turniers gesorgt: Im ersten Gruppenspiel Dänemarks gegen Finnland in Kopenhagen hatte er in der 42. Minute einen Herzstillstand erlitten.
„Der Ball kam gegen mein Knie, da spürte ich etwas wie einen Krampf in der Wade“, erinnerte sich Eriksen kürzlich in einem Podcast des dänischen Senders DR. „Dann war ich – weg.“ Gut drei Minuten dauerte es, bis ihn die Mediziner auf dem Platz mit Herzdruckmassage und Defibrillator zurück ins Leben geholt hatten. „Ich wusste nicht, dass ich schon im Himmel war“, so Eriksen.
Zum Vereinswechsel gezwungen
Wie sich später herausstellte, war eine erblich bedingte Verdickung des Herzmuskels Ursache des Herzstillstands. Wenige Tage später wurde dem Fußballer in einer Operation ein Mini-Defibrillator eingesetzt. Das Gerät registriert Herzrhythmusstörungen und durchbricht sie mit einem Stromstoß, sodass das Herz anschließend wieder in seinem normalen Rhythmus schlägt. Die Elektroden befinden sich in der Herzkammer, mit direktem Kontakt zum Herzmuskel.
Weil Eriksen wegen des Implantats in Italien seinen Beruf als Fußballprofi nicht mehr ausüben durfte, musste er seinen Vertrag bei seinem damaligen Klub Inter Mailand auflösen. Neun Monate nach dem Zwischenfall bei der EM gab er im Februar 2022 sein Comeback: in der englischen Premier League für seinen neuen Verein FC Brentford. Einen Monat später stand Eriksen auch wieder für die dänische Nationalmannschaft auf dem Platz. Seit Mitte 2022 steht er beim englischen Traditionsklub Manchester United unter Vertrag.
Dänemarks Rekordnationalspieler
Dass Eriksen drei Jahre nach seinem Herzstillstand nun bei der EM in Deutschland spielt, hat nichts mit Sentimentalität oder Mitleid zu tun. Der erfahrene Mittelfeldspieler ist vielmehr weiterhin Dreh- und Angelpunkt des dänischen Spiels. Gegen Serbien bestritt Eriksen sein 133. Länderspiel und löste damit Verteidiger Simon Kjaer (132) als Rekordnationalspieler des Landes ab. „Er ist unser Rhythmus, er ist unser Mann, der das Spiel diktieren kann“, sagt Nationaltrainer Kasper Hjulmand über Eriksen. „Wenn er gut spielt, spielen wir auch gut.“
Dänemark setzt auch im Achtelfinale gegen das DFB-Team auf seinen Mittelfeldregisseur. Bei Europameisterschaften trafen beide Mannschaften bisher dreimal aufeinander. 1988 gewann Deutschland bei der Heim-EM in der Gruppenphase mit 2:0. Beim Turnier in Polen und der Ukraine 2012 setzte sich das DFB-Team im letzten Gruppenspiel mit 2:1 durch.
In Dänemark wird in diesen Tagen aber vor allem an das Duell bei der EM 1992 in Schweden erinnert. Damals holte das dänische Team sensationell den Titel – mit einem 2:0-Finalsieg gegen Deutschland. Damals war Christian Eriksen gerade mal vier Monate alt.