Etliche Tote bei blutigen Gefechten im Ost-Kongo
Wie der UN-finanzierte Sender Radio Okapi berichtet, lieferten sich Milizionäre der Rebellengruppen M23 und Mai-Mai Wazalendo heftige Gefechte in der Region Rutshuru. Bei den Toten handelt es sich vermutlich um Jugendliche, die dazu gezwungen worden waren, das Gepäck von M23-Rebellen zu tragen. Die Leichen seien in Bukombo, rund 100 Kilometer nördlich der Regionalhauptstadt Goma, gefunden worden, nachdem sich die Rebellen aus dem Gebiet zurückgezogen hätten, heißt es aus örtlichen Quellen. Einige Opfer seien erschossen, andere mit Messern getötet worden, sagte ein Bewohner der Nachrichtenagentur AFP. „Es sind keine Kämpfer unter ihnen“, fügte er hinzu. Die von den Tutsi geführte M23-Rebellengruppe hat in der Region weite Gebiete erobert und etwa eine Million Menschen vertrieben.
Wenige Tage zuvor war es bereits in der Region Kwamouth zu bewaffneten Auseinandersetzungen gekommen. Wie die Nachrichtenseite Actualité CD am Sonntag berichtete, griffen in den frühen Morgenstunden des Donnerstags rund 400 Rebellen der Mobondo-Miliz ein Dorf an, wo es Kämpfe mit der kongolesischen Armee gab. Dabei wurden mindestens 15 Häuser niedergebrannt. Die genaue Zahl der Todesopfer ist nicht bekannt.
Präsident will Justizsystem ertüchtigen
Angesichtes der Gewalt kündigte Präsident Felix Tshisekedi laut Radio Okapi am Wochenende an, das Justizsystem des Landes zu stärken, um der Straflosigkeit ein Ende zu bereiten. „Ohne Gerechtigkeit ist keine Entwicklung möglich“, betonte das Staatsoberhaupt.
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo tragen verschiedene Rebellengruppen und staatliche Sicherheitskräfte seit Jahren brutale Kämpfe aus. Dabei geht es um politische Macht und die Kontrolle der rohstoffreichen Region. Versuche, die Region nachhaltig zu befrieden, blieben bislang erfolglos. Die schlechte Sicherheitslage, vor allem im Osten des Landes, war auch bei einem Treffen der Afrikanischen Union am Sonntag in Kenias Hauptstadt Nairobi ein Thema.
UN warnen vor Zunahme von sexualisierter Gewalt
Erst am Freitag beklagte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR eine Zunahme der Kämpfe und der sexualisierten Gewalt im Osten der Demokratischen Republik Kongo. In den drei besonders betroffenen Provinzen Nord-Kivu, Süd-Kivu und Ituri seien allein seit März 2022 rund 2,8 Millionen Menschen vor den Grausamkeiten geflüchtet, sagte die beigeordnete UN-Hochkommissarin Gilian Triggs in Genf.
Triggs sagt, die Region werde erschüttert von Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und Milizen, bei denen immer wieder Zivilisten getötet und gefoltert würden. Zudem habe das UNHCR Berichte von willkürlichen Verhaftungen, Plünderungen von Gesundheitszentren und Wohnhäusern sowie von Zerstörungen von Schulen erhalten. Besonders alarmierend seien die Berichte über sexualisierte Gewalt gegen vertriebene Mädchen und Frauen.
Fachleute der Vereinten Nationen riefen dazu auf, Frauen und Mädchen in Flüchtlingscamps in der Region besser vor Übergriffen zu schützen. Das UN-Netzwerk gegen sexualisierte Gewalt in Konflikten sprach von einem „dramatischen Anstieg“ der Gewalt gegen Frauen in und um Lager für Vertriebene in Ost-Kongo. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres hätten 10.339 Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt in Nord-Kivu Hilfe aufgesucht, hieß es. Die Dunkelziffer liege möglicherweise höher, weil viele Frauen keine Hilfe aufsuchten. Im UN-Netzwerk gegen sexualisierte Gewalt engagieren sich den Angaben zufolge 24 UN-Organisationen, darunter das Kinderhilfswerk UNICEF, UNAIDS und die Internationale Organisation für Migration (IOM). Es wird geleitet von der UN-Sonderbeauftragten für sexualisierte Gewalt in Konflikten, Pramila Patten.