Krawalle nach tödlichem Polizeischuss bei Paris
Videoaufnahmen vom Tod des 17-Jährigen haben die Proteste und öffentliche Empörung in Frankreich befeuert. Im Pariser Vorort Nanterre setzten wütende Demonstranten Mülltonnen, Autos und das Gebäude einer Grundschule in Brand. Einsatzkräfte wurden mit großen Mengen explodierender Feuerwerkskörper beworfen, wie die Zeitung „Le Figaro“ und andere Medien unter Verweis auf die Behörden berichteten. Andere Randalierer errichteten Barrikaden und behinderten Feuerwehrleute bei ihren Einsätzen.
Die Unruhen, die am Dienstagabend mit einer Demonstration vor der Polizeiwache von Nanterre begonnen hatten, griffen in der Nacht auf angrenzende Orte über. In Mantes-la-Jolie wurde das Rathaus in Brand gesetzt. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein, musste sich angesichts der massiven Angriffe aber teilweise zurückziehen. Nach Behördenangaben wurden insgesamt 15 Menschen festgenommen.
Polizist richtet Waffe durch das Fenster auf den Fahrer
Eine Motorradstreife der Polizei hatte das mit drei Personen besetzte Auto am Dienstagmorgen gestoppt. Ein vom Sender France Info verifiziertes Video zeigt, wie einer der Beamten seine Waffe auf Höhe der Fahrertür in das stehende Auto richtet. Der Bereich vor dem Auto ist frei. Als der 17-Jährige am Steuer plötzlich losfährt, feuert der Beamte aus nächster Nähe auf den Jugendlichen und verletzt ihn tödlich.
Wie France Info berichtete, wurde der 38-jährige Polizist unter Totschlagsverdacht in Gewahrsam genommen. Nach Angaben von Innenminister Gérald Darmanin nahm die Polizeiaufsicht Ermittlungen auf. Der 17-Jährige soll laut France Info wegen früherer Verkehrsdelikte polizeibekannt gewesen und auch dieses Mal wegen eines solchen Verstoßes angehalten worden sein.
Diskussion über überzogene Polizeigewalt
Die Videoaufnahmen lösten auch eine heftige politische Debatte aus. Die Rede war von völlig überzogener Polizeigewalt. Immer wieder werden in Frankreich Menschen bei banalen Fahrzeugkontrollen getötet, wenn sie sich nicht an Polizeianweisungen halten.
„Die Todesstrafe gibt es in Frankreich nicht mehr. Kein Polizist hat das Recht zu töten, es sei denn, es handelt sich um Notwehr“, twitterte Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon. Die Polizei bringe die Autorität des Staates in Verruf und müsse von Grund auf reformiert werden.
Der Präsident der konservativen Républicains, Éric Ciotti, sprach den Polizeikräften in Nanterre seine Unterstützung aus. „Sie sind die Verteidiger unserer kollektiven Sicherheit. Dieses Chaos ist durch nichts zu rechtfertigen“, erklärte er mit Blick auf die Ausschreitungen.