8. April 2025

Rezessionsängste und Trumps Zölle lassen Kurse abstürzen

Von Admins

Die Talfahrt an den globalen Finanzmärkten dauerte am Montag (7. April) als Reaktion auf die beispiellosen Zölle von Präsident Donald Trump gegen die meisten US-Handelspartner den dritten Tag an.

Die Anleger sind zunehmend nervös angesichts der Aussicht auf einen größeren Handelskrieg, der wahrscheinlich eine globale Rezession auslösen würde.

Sie gehen davon aus, dass die Zölle weitreichende Auswirkungen auf das Weltwirtschaftswachstum haben werden und steigende Produktionskosten die Inflation in die Höhe treiben, Unternehmen verunsichern und Investitionen zurückgehen lassen. Ökonomen rechnen mit weiterer Volatilität an den Märkten und fürchten die Unterbrechungen von Lieferketten.

Nachdem Trump zu Beginn der Woche betont hat, dass die Anleger erstmal mit dem Ausverkauf an den Finanzmärkten klarkommen müssten, dürfte sich die Gefahr für weitere Kursrückgänge in den USA, Asien und Europa verschärft haben.

Panik an den Börsen

„Manchmal muss man Medikamente nehmen, um etwas in Ordnung zu bringen“, sagte Trumpam Sonntagabend zu Reportern an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One.

Droht der Weltwirtschaft eine Rezession?

Die US-Großbank JP Morgan sagte letzte Woche, man glaube, dass die Wahrscheinlichkeit einer globalen Rezession bis Ende des Jahres bei 60 Prozent liegt, verglichen mit 40 Prozent, bevor Trumps umfangreiche Zölle angekündigt wurden. Am Montag warnte die Deutsche Bank in einer Kurzanalyse, dass die neuen Zölle „immense globale Auswirkungen auf das Jahr 2025 und die kommenden Jahre und Jahrzehnte“ haben würden, wenn Trump auf seiner Handelspolitik beharrt.

Asien wurde mit Zöllen von mehr als 40 Prozent auf einige wichtige Länder viel härter getroffen als Europa. Damit steigt der Druck auf Länder wie Vietnam, Taiwan und Indonesien neue Handelsvereinbarungen mit Washington auszuhandeln. China, das Trump in der vergangenen Woche mit zusätzlichen Zöllen in Höhe von 34 Prozent belegt hat, ist bisher die einzige große Volkswirtschaft, die seitdem Vergeltungszölle auf US-Importe angeordnet hat.

Peking verhängte am Freitag zusätzliche Zölle von 34 Prozent auf US-Waren und erließ Exportbeschränkungen für ausgewählte Seltene Erden, die dringend für Hightech-Produkte und Anlagen zur Erzeugung sauberer Energie gebraucht werden. Diese Zölle sollen am Donnerstag in Kraft treten.

Indien, das jetzt  mit einer Abgabe von 26 Prozent auf Exporte in die USA konfrontiert ist, plant nicht, sich gegen Trumps Zölle zu wehren, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag unter Berufung auf einen ungenannten indischen Beamten.

Neu-Delhi hat dagegen bereits einige Zölle auf US-Importe gesenkt. Indien war eines der ersten Länder, das während eines Besuchs von Premierminister Narendra Modi im Februar im Weißen Haus für ein neues Handelsabkommen mit Washington warb.

US-Importzölle belasten den Autoexport

Für Importe aus Ländern der Europäischen Union in die USA drohen ab Mittwoch neue Zölle von 20 Prozent. Die EU-Finanzminister kamen am Montag in Luxemburg zusammen, um sich über eine gemeinsame Reaktion abzustimmen. EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen, sagte am Sonntag, Brüssel sei bereit, „seine Interessen mit verhältnismäßigen Gegenmaßnahmen zu verteidigen“. Sie signalisierte aber auch, dass die EU zu Verhandlungen mit den USA bereit sei.

Die niederländische Bank ABN Amro halbierte letzte Woche ihren Wirtschaftsausblick für die EU und erwartet, dass das vierteljährliche Wachstum der EU-Länder „um die Null schwanken wird, mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für ein negatives Quartal“.

Am Sonntag gab es wenigstens etwas positive Nachrichten, als zwei Trump-Berater gegenüber US-Medien erklärten, dass mehr als 50 Länder Kontakt mit Washington aufgenommen hätten, um über neue Handelsabkommen zu verhandeln.

Paul Ashworth vom Londoner Analysehaus Capital Economics rechnet damit, dass Trump trotz seiner trotzigen Rhetorik gegenüber Kritikern bald erkennen werde, dass er zu weit gegangen sei. „Der wahrscheinlichste nächste Schritt ist, dass Trump schnell ein paar ‚Deals‘ ankündigen wird, die die Strafzölle für einige der am stärksten betroffenen Länder senken“, schrieb Ashworth in einer Analyse und fügte hinzu, dass China „eine Ausnahme sein könnte“.

„Je schneller dieses Problem gelöst wird, desto besser, da einige der negativen Auswirkungen im Laufe der Zeit zunehmend anwachsen und schwer rückgängig zu machen wären“, schrieb Jamie Dimon, Chef von JPMorgan Chase, in seinem jährlichen Brief an Aktionäre.

Wie sieht es mit der US-Wirtschaft aus?

Die US-Wirtschaft ist seit dem Ende der Corona-Pandemie durchschnittlich um fast drei Prozent gewachsen, steht aber nun vor einer „selbstverschuldeten wirtschaftlichen Katastrophe“, wie das Forschungshaus Morningstar die Folgen von Trumps Zöllen sieht.

Die Analysten von S&P Global erhöhten die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA von 25 Prozent im März auf mittlerweile 30 bis 35 Prozent. Goldman Sachs erhöhte unterdessen die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession im nächsten Jahr auf 45 Prozent, während die britische Bank Barclays und die Schweizer Großbank UBS ebenfalls davor warnten, dass die US-Wirtschaft in den nächsten Monaten schrumpfen könnte.

Wie reagiert Europa auf Trumps Zölle?

Steve Cochrane, Chefökonom für den asiatisch-pazifischen Raum bei Moody’s Analytics, sagte am Montag, dass die USA „sehr schnell“ in eine Rezession stürzen könnten und dass diese „ziemlich langwierig“ sein könnte.

Capital Economics warnte unterdessen, dass auf den Absturz an der Börse bald ein „Zusammenbruch des Vertrauens der Haushalte und Unternehmen“ folgen werde, wenn Trump nicht bereit sei, sich mit den US-Handelspartnern zu einigen.

Das Londoner Wirtschaftsforschungshaus wies darauf hin, dass die US-Inflation auf über fünf Prozent steigen könnte und dass sich die Rezession verschlimmern würde, wenn der US-Kongress „aufgrund der internen Machtkämpfe der Republikaner keine rechtzeitigen fiskalischen Anreize verabschiedet“.

US-Notenbankchef Jerome Powell warnte in der vergangenen Woche, dass die Zölle wahrscheinlich zu einem Anstieg der US-Inflation und einer Verlangsamung des Wachstums führen würden. Er sprach auch von einem „angestiegenen“ Risiko für eine höhere Arbeitslosigkeit.

US-Notenbankchef Jerome Powell spricht an einem Rednerpult, im Hintergrund Flaggen der USA und der US-Notenbank
Warnende Worte auch von US-Notenbankchef Jerome PowellBild: Kyodo/picture alliance

Die Märkte wetten nun darauf, dass Powell schon bald und früher als bisher erwartet Zinssenkungen in den USA ankündigen wird.

Was bedeuten die Zölle für Chinas Wachstum?

Es wird allgemein erwartet, dass Trumps Zölle die chinesische Wirtschaft ausbremsen werden, weil sie die Exporte beeinträchtigen und zu erheblicher Marktvolatilität führen. Peking wird nach allgemeiner Einschätzung geld- und fiskalpolitische Maßnahmen ergreifen, um die zusätzlichen Zölle auszugleichen. Das englischsprachige Sprachrohr der Kommunistischen Partei, People’s Daily, beruhigte seine Leser mit den Worten, dass „der Himmel nicht einstürzen wird … auch wenn die US-Zölle Auswirkungen haben.“

Das chinesische Außenministerium kritisierte Trumps Zölle am Montag als „wirtschaftliche Einschüchterung“ und „unvereinbar mit den internationalen Handelsregeln“ und forderte die USA auf, die Handelsspannungen auf für beide Seiten vorteilhafte Weise zu lösen. Der Sprecher des Außenministeriums, Lin Jian, weigerte sich aber zu sagen, ob der chinesische Präsident Xi Jinping Gespräche mit Trump suchen werde, um den Handelskrieg beizulegen. Trump hat einen Deal mit China ausgeschlossen, bis das Handelsdefizit der USA mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt behoben ist.

Donald Trump beginnt Handelskrieg mit US-Zöllen

Die Trump-Regierung hat die Strafzölle als notwendig verteidigt, um die Ungleichgewichte zwischen den USA und ihren wichtigsten Handelspartnern zu korrigieren.

Goldman Sachs teilte am Sonntag in einem Bericht mit, dass man geplant habe, seine Wachstumsprognose für China anzuheben, bevor Trumps Zölle angekündigt wurden. Goldman sagte, die neuen Abgaben würden das chinesische BIP-Wachstum in diesem Jahr um mindestens 0,7 Prozentpunkte senken.

Das chinesische Wertpapierhaus Kaiyuan Securities geht davon aus, dass durch die Zölle die chinesischen Exporte in die USA um fast ein Drittel zurückgehen, Chinas Gesamtexporte um mehr als 4,5 Prozent sinken und das Wirtschaftswachstum um 1,3 Prozentpunkte belasten werden könnte.

Die Deutsche Bank wies darauf hin, dass Chinas Anteil an der globalen Industrieproduktion innerhalb von dreißig Jahren von fünf Prozent auf 32 Prozent gestiegen ist, während der weltweite Anteil der in den USA produzierten Güter um mehr als ein Drittel auf 15 Prozent gesunken ist.

Die USA exportierten im Jahr 2024 Waren im Wert von 144,6 Milliarden US-Dollar (132 Milliarden Euro) nach China, deutlich weniger als die importierten 439,7 Milliarden US-Dollar, wie Daten des chinesischen Handelsministeriums zeigten.