Sachsen, das ist ein Bundesland der Gegensätze. Es steht für den Komponisten Johann Sebastian Bach, prächtige Barockbauten und Forschung von internationalem Rang – aber auch für fremdenfeindliche Demonstrationen und Rechtsextremismus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 gehörte Sachsen zur sowjetischen Besatzungszone. Aus ihr ging im Oktober 1949 die sozialistische Deutsche Demokratische Republik (DDR) hervor.
In Sachsen begann 1989 aber auch die „Friedliche Revolution“, die zum Fall der Berliner Mauer und zur deutschen Wiedervereinigung führte. In Leipzig kam es im Herbst 1989 zu sogenannten „Montagsdemonstrationen“, bei denen politische Reformen und Meinungsfreiheit gefordert wurden. Die Demonstrationen breiteten sich auf andere Städte aus und wurden Teil einer breiteren Protestbewegung in der DDR. Beim Beitritt der DDR zur Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 wurde Sachsen als Bundesland wieder gegründet.
Protest & Extremismus: Geburtsort von Pegida, Unterschlupf für NSU
Allerdings sorgte Sachsen in den letzten Jahren auch als extremistischer Brennpunkt für internationale Schlagzeilen. Das Land ist politisch stark polarisiert. In Dresden entstand ab 2014 die Pegida-Bewegung („Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“), die regelmäßig Demonstrationen gegen die angebliche Islamisierung Deutschlands organisierte.
In der sächsischen Kleinstadt Freital kam es 2015 zu einer Reihe von fremdenfeindlichen Übergriffen und gewalttätigen Angriffen auf Unterkünfte von Asylbewerbern. Im August 2018 gab es in Chemnitz tagelange rechtsextreme Demonstrationen und Ausschreitungen, nachdem ein deutscher Staatsbürger getötet worden war, angeblich von Migranten. In Chemnitz und in Zwickau fand der Nationalsozialistische Untergrund NSU ab 1998 zeitweise Unterschlupf. Die rechtsextremistische Terrorgruppe ermordete zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und eine Polizistin.
Sachsen ist auch für linksextreme Tendenzen bekannt. Insbesondere im Leipziger Stadtteil Connewitz kommt es regelmäßig zu Zusammenstößen zwischen linksautonomen Gruppen und der Polizei.
Politische Lage: CDU von AfD bedrängt
Die konservative Christlich Demokratische Union Deutschlands, CDU, hat seit 1990 durchgängig den Ministerpräsidenten gestellt. Seit der Landtagswahl im Jahr 2019 regiert Michael Kretschmer in einer Koalition mit den Grünen und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Damals erzielte die CDU 32 Prozent. Die AfD, deren sächsischer Landesverband vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft wird, kam auf 27,5 Prozent.
Land und Leute: schwindende Geburten, wenig Religiösität
Mit mehr als vier Millionen Einwohnern ist Sachsen nach der Bevölkerungszahl das siebtgrößte und mit einer Fläche von rund 18.450 Quadratkilometern das zehntgrößte aller 16 Bundesländer. Landeshauptstadt ist Dresden an der Elbe mit mehr als 570.000 Einwohnern. Bevölkerungsreichste Stadt ist Leipzig mit fast 620.000 Menschen. Chemnitz rangiert mit rund 250.000 Bürgern auf Platz 3. Sachsen grenzt an die Bundesländer Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg sowie an die Republik Polen und die Tschechische Republik.
Sachsen bezeichnet sich als „Freistaat“. Das geht auf das Jahr 1918 zurück, als das Königreich Sachsen aufgelöst wurde und ausgedrückt werden sollte, dass das Land keinem König mehr untertan war. Der Begriff soll heute die historische Bedeutung Sachsens unterstreichen, auch wenn der Freistaat im föderalen Systems in Deutschlands keine Sonderrechte hat.
Seit der deutschen Wiedervereinigung hat das Bundesland nach Angaben des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung fast 700.000 Einwohner verloren – ein Bevölkerungsrückgang von 14 Prozent. Ein wichtiger Grund: Es sterben mehr Menschen als geboren werden. Und bis vor zehn Jahren war die Abwanderung höher als die Zuwanderung.
Ende 2023 lebten in Sachsen fast 332.000 Ausländer, so die Statistik des Ausländerbeauftragten des Landes. Das entspreche 8,1 Prozent aller Einwohner. „Der Ausländeranteil in Sachsen liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 15,2 Prozent“, erklärte das Büro des Ausländerbeauftragten der DW. Die größte Gruppe waren demnach Ukrainer (18,8 Prozent), gefolgt von Syrern (10,7 Prozent) und Polen (7,2 Prozent).
Deutlich mehr als 80 Prozent der sächsischen Bevölkerung gehören keiner Kirche an. Weniger als 16 Prozent sind Mitglied der evangelischen Kirche, gut drei Prozent der katholischen.
Wirtschaft: Von E-Autos bis Mikrochips
Das Bundesland hat sich seit der Wiedervereinigung zum modernen Wirtschaftsstandort entwickelt. Wo zu DDR-Zeiten der Trabant (Trabi) montiert wurde, haben große Automobilhersteller wie Volkswagen, BMW und Porsche ihre Produktionsstätten errichtet. „Etwa jeder achte in Deutschland gebaute PKW kommt aus Sachsen“, schreibt das sächsische Wirtschaftsministerium auf seiner Homepage. Weiteren Auftrieb soll der Wechsel zur E-Mobilität bringen. „Jedes vierte in Europa gebaute Elektrofahrzeug wird in den kommenden Jahren aus Sachsen stammen“, prognostiziert das Wirtschaftsministerium.
Seit über einem Vierteljahrhundert ist insbesondere die Region um Dresden als „Silicon Saxony“ (sächsisches Silicon Valley) bekannt. Nach Informationen der sächsischen Staatskanzlei ist die Region größter Standort der Halbleiterindustrie in Europa und unter den Top 5 weltweit. Jeder dritte in Europa hergestellte Mikrochip kommt „aus sächsischen Fabriken und steckt in Smartphones, Autos oder elektronischen Personalausweisen auf der ganzen Welt.“
Sachsen verfügt über eine gut ausgebaute Infrastruktur und zwei internationale Flughäfen in Dresden und Leipzig/Halle. Der Leipziger Airport ist eines der größten Luftfracht-Drehkreuze Europas.
Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zu anderen ostdeutschen Bundesländern niedrig. Wie die Bundesagentur für Arbeit ermittelte, lag sie vergangenes Jahr bei 6,2 Prozent, bundesweit bei 5,7 Prozent. Das sächsische Bruttoinlandsprodukt belief sich nach Angaben des Statistik-Portals Statista im Jahr 2023 auf rund 156 Milliarden Euro. Damit lag es im bundesweiten Mittelfeld und an der Spitze Ostdeutschlands.
Wissenschaft: Exzellenzuniversität und Forschungsinstitute
Sachsen beheimatet international renommierte Universitäten wie die Technische Universität Dresden und die Universität Leipzig. Die Technische Universität ist wegen ihrer herausragenden Forschung eine „Exzellenzuniversität“ und wird von der Bundesregierung und den Ländern gefördert.
Zudem gibt es viele Wissenschaftseinrichtungen und Innovationszentren, darunter das Fraunhofer-Institut für angewandte Forschung und Entwicklung sowie das Max-Planck-Institut für Grundlagenforschung.
Kultur und Landschaft: Vom Bergbau- zum Weltkulturerbe
Jedes Jahr machen rund acht Millionen Touristen Urlaub in Sachsen. Beliebt sind die Felsenlandschaften in der Sächsischen Schweiz, das Vogtland, Meißen mit seinem weltberühmten Porzellan oder die Fachwerkdörfer der Oberlausitz. Und natürlich auch das Weltkulturerbe Erzgebirge, das von Jahrhunderten des Bergbaus geprägt ist und Heimat der berühmten deutschen Weihnachtspyramiden ist. Wer es sportlich mag, kann in Sachsen die Spiele des Fußballvereins RB („RasenBallsport“) Leipzig besuchen, der regelmäßig auch in der UEFA Champions League spielt.
Städte wie Dresden, Leipzig und Görlitz sind weltbekannt für ihre historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten. Dazu gehören Barockbauwerke wie der Zwinger, die Frauenkirche und die Semperoper in Dresden. Weltbekannt sind die Staatskapelle Dresden und das Gewandhausorchester in Leipzig. Johann Sebastian Bach (1685-1750), einer der bedeutendsten Komponisten Deutschlands, wirkte als Kantor an der berühmten Thomaskirche in Leipzig.
Jedes Frühjahr trifft sich die Literaturszene in Leipzig. Dann läuft die Leipziger Buchmesse, die besucherstärkste Buchmesse Deutschlands.