Zäher WM-Test der deutschen Fußballfrauen gegen Vietnam
Die deutschen Fußballerinnen haben im vorletzten Formcheck vor der WM-Titelmission noch ordentlich Sand im Getriebe offenbart. Mit einer neu zusammengewürfelten Startelf tat sich die Auswahl von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg beim zähen 2:1 (1:0)-Pflichtsieg gegen Vietnam über weite Strecken schwer.
Beim WM-Casting einen Monat vor dem Auftaktspiel in Australien gegen Marokko sammelten Paulina Krumbiegel (3. Minute) und Janina Minge (80.) als Torschützinnen in Offenbach Pluspunkte im Kampf um einen der begehrten Kaderplätze. Thi Thanh Nha Nguyen traf in der Nachspielzeit (90.+2) für den Außenseiter.
„Das ist nicht die Idee, wie wir Fußball spielen wollen. Es gibt in allen Bereichen noch ganz viel zu arbeiten und ganz viel zu tun“, sagte Voss-Tecklenburg im ZDF: „Wir sind bei 40 Prozent. Wir mussten heute die Mannschaft zusammenwürfeln. Es ging nicht nur darum, dass wir bestimmte Spielerinnen sehen wollten, sondern auch bringen mussten.“
Münchenerinnen auf der Tribüne
Die Vize-Europameisterinnen setzen nun die WM-Vorbereitung in Herzogenaurach fort, die Generalprobe steigt am 7. Juli in Fürth gegen Sambia. Dann steht auch das Quintett des FC Bayern zur Verfügung, das im Stadion am Bieberer Berg nur auf der Tribüne saß. Nach dem Abstellungsstreit zwischen DFB und dem Meister durften die Münchnerinnen erst am Vortag anreisen, drei Tage nach dem eigentlichen Treffpunkt. Da auch die Champions-League-Finalistinnen aus Wolfsburg um Alexandra Popp weitgehend geschont werden sollte, standen in Frohms und Sara Däbritz nur zwei Stammkräfte in der DFB-Startformation, die nachnominierte Melissa Kössler debütierte im Sturm.
„Es geht um die WM-Plätze, deshalb haben wir den Spielerinnen eine Chance gegeben, die vielleicht noch mehr einbringen müssen als andere arrivierte Kräfte“, kündigte Voss-Tecklenburg im ZDF an. Nur 23 der derzeit 30 Spielerinnen können mit zur Endrunde vom 20. Juli bis 20. August reisen – und nach guter Vorarbeit der auffälligen Nicole Anyomi glänzte Flügelspielerin Krumbiegel gleich mit ihrem sehenswerten Hackentreffer.
Frohms und Anyomi als Lichtblicke
Doch die uneingespielte deutsche Abwehr offenbarte vor 13.652 Fans Probleme, Frohms klärte einen Schuss von Hai Yen Pham, Kapitänin des WM-Neulings, im Stile eine Handball-Torhüterin mit dem Bein. Abstimmungsprobleme waren nach drei Tagen Vorbereitung nicht zu übersehen, Frohms musste beim Fernschuss von Thi Van Duong ihr ganzes Können zeigen. Voss-Tecklenburg ärgerte sich an der Seitenlinie mächtig.
Nach der Pause brachte Voss-Tecklenburg in Melanie Leupolz und Marina Hegering zwei gestandene Kräfte. Laura Freigang und Kössler vergaben die nächste deutschen Chancen. Auf der Gegenseite traf Thi Thuy Hang Nguyen das Außennetz, ehe die eingewechselte Minge ihr erstes Länderspieltor im zweiten Einsatz erzielte. Der späte Ehrentreffer sorgte für viel Jubel bei den Gästen.
Am 11. Juli bricht der DFB-Tross von Frankfurt/Main auf nach Sydney. In der Gruppe H trifft der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister neben Marokko (24. Juli/Melbourne) auf Kolumbien (Sydney/30. Juli) und Südkorea (3. August/Brisbane).